Tue, was Du liebst und das Geld kommt zu Dir!
Das Märchen vom Passion-Business
Kaum ein anderes Thema ist seit einigen Jahren in der westlichen Wohlstandsgesellschaft so präsent, wie es sich in folgendem Leitsatz ausdrückt:
Do what you love!
Allein die Suchmaschine von Google wirft bei diesem Satz „ungefähr 9.360.000.000 Ergebnisse“ aus. Entsprechend oft findet er sich auf Alltagsgegenständen wie z.B. T-Shirts, Tassen, Grußkarten.
Ein Slogan also, der ganze Generationen prägt und sich tief in unser Mindset eingebrannt hat.
Wir sind uns sicher einig, dass es grundsätzlich erstrebenswert ist, einen großen Teil unserer Lebenszeit mit schönen, sinnstiftenden, freudvollen Tätigkeiten auszufüllen. Früher nannte man das Hobby und Freizeit, erinnerst Du Dich?
Schwierig – und vor allem auch gefährlich für Deinen Geldbeutel – wird es dann, wenn solch starke Emotionen wie Liebe und Leidenschaft mit Finanziellem verknüpft als Marketingstrategie verwendet wird.
Der dabei benutzte Slogan liest sich schon anders, nämlich:
Do what you love, and the money will follow!
„Ungefähr 1.920.000.000 Ergebnisse“ wirft Google bei diesem Slogan immerhin noch aus.
Welche Tragweite dieses Konzept des Passion-Business hat, wird umso deutlicher bei einem Exkurs in die Vertriebspsychologie. Die für das Kaufverhalten relevanten menschlichen Bedürfnisse bilden hier den sogenannten Schmerzmarkt ab. Der Schmerzmarkt validiert gezielt die emotionalen Bedürfnisse des Kunden, bei denen es am meisten weh tut, wenn sie NICHT befriedigt werden. Genau dort ist die Kaufbereitschaft besonders groß.
In der Vertriebspsychologie sind die drei wichtigsten emotionalen Bedürfnisse des Menschen folgende:
- Der Mensch möchte FREUDE
- Der Mensch möchte SCHMERZ VERMEIDEN
- Der Mensch ist GIERIG
Auf das Passion-Business angewendet, erklärt sich die Wirksamkeit der dahinter stehenden Marketingstrategie eben an dem Wunsch, diese drei Bedürfnisse gleich multifaktoriell zu bedienen.
- FREUDE = Liebe, finanzielle Freiheit, Abwechslung, Kreativität
- SCHMERZ VERMEIDEN = keine Monotonie, keine Unterordnung im Angestelltenverhältnis, keine Fremdbestimmung
- GIER = soziale Anerkennung, Status, Luxus, Fülle, Macht
Viele lassen sich in schwachen Momenten täuschen von der Möglichkeit des leicht verdienten sogenannten 10k- oder 100k-Business.
Die meisten Menschen machen beim Hören solcher Erfolgsgeschichten zudem einen ganz entscheidenden Fehler:
Sie sehen nur das Ergebnis
Sie übersehen die oft jahrzehntelange harte Arbeit hinter dem Erfolg, die Niederlagen und die Tränen.
Aus eigener Erfahrung schätze ich, dass der Anteil der Leidenschaft und Freude an einer Tätigkeit oder gar einer Selbständigkeit, nur ca. 30-40 % ausmachen. Die restlichen 60-70 % Deiner Zeit verbringst Du mit Tätigkeiten, die Du im Vorfeld ausgeblendet hast.
Natürlich kannst Du schon von Beginn an die unangenehmen Arbeiten outsourcen. Das wird Dich wahrscheinlich so viel Geld kosten, dass Du 1. schnell pleite bist und 2. kein tiefergehendes Verständnis für Dein Business entwickelst.
Was Du eben auch gar nicht outsourcen kannst, sind zum Beispiel anspruchsvolle Kunden oder bürokratische Hürden.
Besser ist es, dass Du möglichst zeitig akzeptierst, dass es – nicht nur im Business, sondern bei jeder Tätigkeit – Dinge zu erledigen gibt, denen Du nicht aus dem Weg gehen kannst, wenn Du nachhaltig erfolgreich sein willst.
Du musst tun, was notwendig ist!
Du musst tun, was notwendig ist, um das tun zu können, was Du liebst.
Wenn Du tust, was notwendig ist, wirst Du das, was Du liebst, noch mehr wertschätzen und kannst richtig stolz auf Dich sein!
Zwar hilft es Dir, wenn Du liebst, was Du tust. Ein Business wird deswegen noch lange nicht daraus. Vielmehr bleibst Du mit dieser romantischen Vorstellung des Passion-Business in der Komfortzone stecken und knickst bei den ersten Unannehmlichkeiten ein. Dies passiert schlimmstenfalls, nachdem Du viel Geld investiert hast.
Ein weiterer Aspekt kommt noch hinzu:
>> Du verkaufst NIEMALS Deine Leidenschaft! Du verkaufst nur das, was für Kunden einen Wert hat und ein Problem löst.
Wenn Du ernsthaft glaubst, dass Kunden zu Dir kommen, weil Du mit Deiner Leidenschaft Geld verdienen willst, dann verhältst Du Dich wie ein Bittsteller auf Egotrip.
Es wird Dir nicht gefallen, wenn ich Dir sage, dass es da draußen niemanden interessiert, ob und was Du liebst, solange die Menschen keinen Vorteil für sich persönlich daraus ziehen können.
>> Du verkaufst an Kunden und niemals an Dich selbst!
Das ist sonst wie mit dem Wirt, der sein bester Gast ist.
Zusammenfassend sind zwei Aspekte wichtig zu verstehen, wenn Du wirklich ein nachhaltiges Business aufbauen möchtest:
- Du musst tun, was notwendig ist, damit Du tun kannst, was Du liebst.
- Leidenschaft/ Liebe und Business solltest Du besser getrennt voneinander betrachten, wenn Du professionell agieren willst.
Bildnachweis: LOVE Statue und City Hall, Philadelphia, Pennsylvania, USA. Fotografiert 2021 von Patrizia Blaha
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